Keine Wahrheit, nirgends.
Keine Wahrheit, nirgends. (TEIL 1).
Fiktiver Dialog zwischen einem Frustrierten, einem Dialoger und der Weisheit.
F: Der Sinn des Lebens?
D: Es herausfinden!
F: Wie denn?
D: Denken!
F: Na super. Tue ich unentwegt.
D: Aber vielleicht im Kreis? Es kommt nichts dabei heraus?
F: Eben.
D: Nur immer mehr Frust und Genervt-sein?
F: Jepp.
D: Klingt dann so: Scheiß-Corona. Nervt mich. Korrupte, verlogene Politiker und Journalisten überall. Nerven mich!
F: Jepp.
D: Heißt, keine Wahrheit, nirgends.
F: Ganz genau.
D: Das macht dich.… wütend? Traurig?
F: ???
D: Ja. Was in dir selbst passiert. Merken, was gerade in dir los ist.
W (off): Wie kommt man sich selbst auf die Spur? Zuerst sich selbst begreifen. Sich selbst begreifen oder verstehen gelingt, wenn wir identifizieren, was wir gerade in diesem Moment fühlen. Statt zur Bierflasche, zur Chipstüte oder Schokolade greifen. Einfach mal für einen Moment das Gefühl angucken, das gerade da ist. Die Wut. Woher kommt die Wut? Was sagt die Wut? Was steckt dahinter? Und was ist eigentlich mein Bedürfnis hinter meiner Wut?
F: Kann ich nix mit anfangen, mit dem Gelaber.
D: Wie ist deine innere Landschaft zusammengesetzt?
F: Hä?
D: Was sind deine Vorstellungen, deine Ideale, deine Moral? Was ist dein Anspruch an das Leben? Welche Gefühle sind damit verbunden?
F: Meine Vorstellungen? Dass die Scheiße endlich zu Ende geht. Corona zum Beispiel.
D: Wenn das vorbei wäre, wie ginge es dir dann?
F: Na dann geht es weiter! Mit den Politikern, die müssten alle raus. Neue rein.
D: Dann wird alles besser?
F: …mal sehen.
D: Weil die da oben ja doch nur ihre eigene Suppe kochen. Die Bürger sind denen egal…
F: So ungefähr.
W (liest aus dem "off" vor): „Wir können auch Einsichten über uns selbst gewinnen, indem wir unsere Gefühle wahrnehmen. Wenn wir zum Beispiel wütend sind, werden wir uns bewusst sein, dass wir wütend sind. Wir können den Grund für unsere Wut erforschen, wie sich die Wut anfühlt, was davon nützlich und was schädlich ist. Wir werden das Gefühl nicht zu vermeiden oder zu betäuben versuchen durch übermäßiges Essen oder Fernsehen oder behaupten, alles sei in Ordnung, obwohl es nicht so ist. Wir werden lernen, die ganze Palette unserer Gefühle zu spüren, ohne sie als schlecht oder unerlaubt einzustufen.“ (zitiert aus Winston, „Siddharta wird erwachsen“, S. 54)
D: Denn um so mehr ich mir bewusst bin, woraus ich mich zusammensetze, was mich ausmacht, was - in mir - mich antreibt (oder nicht), um so mehr werde ich handlungsfähiger, politischer, humanistischer. Denkbar ist natürlich auch, dass ich antihumanistischer werde. Je nachdem, was mir im Leben widerfahren ist und was ich nicht bekommen habe, aber dringend brauche. Wenn ich „dringend brauche“ sage, meine ich so was wie - Zuwendung, Vertrauen, Liebe, Akzeptanz, Wertschätzung, Freundlichkeit, Freundschaft. Alle die Dinge, die die Menschenseele nähren und ohne die man eben antihumanistisch wird. Oder frustriert.
F: … hhmmh. Können wir Schluss machen?
D: Klar.
F: Ähmm, ich meinte - für heute.
D (nickt, lächelnd): …
W (off) : „Wir werden sehen, woraus wir gemacht sind, was uns lebendig macht. Selbst-Bewusstheit ist nicht urteilend. (…). Was ich sage, ist, dass wir uns selbst gründlich kennenlernen müssen, um bewusste menschliche Wesen zu werden“ (zitiert aus Winston, „Siddharta wird erwachsen“, S. 54)
Anmerkung: Gendergerechte Formulierungen sind inhaltlich auch in allen grammatikalisch traditionellen Formulierungen, wie dem generischen Maskulinum oder dem generischen Femininum immer mitgemeint.
GwG-Bloggerin Christa Kosmala
Im Zweifel Rogers
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